Steindorf

Villa Rustica

1971 führte das österreichische archäologische Institut auf dem Staudinger Gut eine Grabung durch und legte Reste eines römischen Landgutes frei. Grabungsleiter: Dr. Robert Fleischer

Literatur: JÖAI Band IL, 1971, Spalte 235 – 250 mit Grabungsplan

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Im Zuge von Planierungsarbeiten beim Staudingergut in Steindorf wurde der Salzburger Landesarchäologie der Fund mehrerer bearbeiteter Steinblöcke gemeldet.

Entsprechend örtlicher Traditionen soll das Bauerngut auf einem heidnischen Tempel errichtet worden sein. Die Ortschronik berichtet, dass 1759 der damalige Staudingbauer seinen neuen Stall aus römischen Steinen erbaute. Das Salzburg Museum verwahrt einen Reliefstein mit einer Schreiberdarstellung des 2./3. Jh.s, das ohne nähere Fundangabe aus Steindorf stammt.
In den Jahren 1968 und 1971 wurden durch das ÖAI auf dem Gelände des Staudingergutes Testgrabungen durchgeführt, die zur Freilegung von Teilen eines mehrräumigen römischen Gebäudes führten.
Beim Abriss des alten Stalles wurden 1996 in NW-Ecke mehrere eingemauerte Architekturteile aus Schaidbergmarmor entdeckt und vor dem Haus gelagert. Es handelte sich dabei um drei viereckige. Quader, von denen zwei mit Dübel- und Klammerlöchern versehen sind (Maße: a)1,38 x 0,6 x 0,64m b) 0,95 x 0,6 x 0,28m). Eine weitere annähernd rechteckige Platte ist auf den Lagerflächen stark ausgesplittert und weist keinerlei technische Einarbeitungen auf (Maße 0,82 x 0,98 x 0,27m).
Weiters waren zwei aneinander anpassende Lorica-Fragmente erhalten, die zu einem kompletten Lorica- Element von 3,29m Länge gehören (Maße 1,65 bzw. 1,70 x 0,51 x 0,30 m).
Im Vorgarten des Staudigergutes wurden weitersnoch ein rechteckiger Steinbalken mit trapezförmigem Querschnitt und zwei Dübellöchern, Teil einer Lorica (?) (Maße1,24 x 0,51x 0,21m) sowie ein Steintrog, möglicherweise eine römische Aschenkiste gelagert.

Alle Stücke, bis auf das letzte, sind aus Schaidbergmarmor gefertigt und stammen aus der gleichen Abrissmaßnahme.

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Anlässlich von Baggerarbeiten im Jahr 2007 wurden die letzten Fundamentreste des Stalles entfernt und dabei weitere antike Spolien entdeckt. Die Salzburger Landesarchäologie wurde von den Grundbesitzern umgehend informiert.
Beim Lokalaugenschein wurden im Vorgarten des Staudingergutes neben den bereits genannten Stücken folgende weiteren antike Spolien aus Schaidberger Marmor als Teile des Zuganges und der Gartengestaltung angetroffen:

steindorf6a) Ein in den Gartenboden eingelassener rechteckiger Bauquader (Maße: Höhe mindestens 0,64 x 0,97x 0,28m), dessen Oberkante zusätzlich zu vier Steckdübel- bzw. Hebelöchern auch zwei Manipulationseinarbeitungen aufweist.
Der linke Rand besitzt einen 0,11m breiten und 0,01m erhabenen Randsaum auf der gegenüberliegenden Ecke ist eine rechteckige Vertiefung eingearbeitet (Maße 0,36 x 0,21 x 0,04m). Die Rückseite des Steins ist von der originalen Lagerfläche unregelmäßig ausgesplittert.

steindorf7b) Ein anscheinend vollständig erhaltener langrechteckiger Balken einer Grabeinfassung. (Maße 3,13 x 0,50 x 0,30m).
Vom linken Ende ist der Balken auf 1,66m im Querschnitt halbrund mit einer Höhe von 0,29m gearbeitet. Der unmittelbare Randbereich weist dabei auf der Oberseite eine rechteckige Abarbeitung von 0,62 x 0,33m für einen Aufsatz (?) auf. Etwas in der Mitte des Blockes findet sich eine rechteckige Hebeeinlassung. Die übrige Länge des Blockes ist breiter (0,50m) und auf 1,20m Länge mit abgeflachter Oberseite und abgeschrägten Kanten gearbeitet. Das rechte Ende ist zu einer 0,34m breiten und rund 0,21m vorspringenden Konsole ausgebildet. Ein vergleichbarer Deckbalken einer Grabeinfassung ist aus Globasnitz bekannt.
Da die Breitenmaße der vorhandenen Grabeinfassungsteile nicht übereinstimmen ist von mehr als einem Grabmonument auszugehen.

c) Ein Bruchstück vom Sockelfries eines Denkmals.
Die stark gesplitterte Platte mit der Einarbeitung eines Setzdübels weist auf Ober- und Unterseite keine originalen Lagerflächen mehr auf. Es handelt sich dabei um einen Eckblock der Sockelfrieszone, dessen linke Seite einen nach links abtauchenden Delphin (Abb. 5), die rechte hingegen einen nach rechts schreitenden Bären (Abb.6) zeigt.

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Im Gebäudeinneren des Staudingergutes sind weitere Spolien aus Schaidbergermarmor verbaut.
Die vorhandenen Architektur- und Relieffragmente lassen daher im Bereich des Staudingergutes ergänzend zu den Resten eines römischen Landgutes auch ein oder mehrere repräsentative Grabbezirke mit reliefgeschmückten Monumenten des 2./3. Jh.s n. Chr. vermuten.

Lit.:
G. Kremer, Antike Grabbauten in Norikum. ÖAI Sonderschriften 36 (2001) 171 Nr.214 Abb.101.

Funde im Besitz des Finders
Dokumentation im Salzburg Museum

R. Kastler